Musikmanie
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So mancher Tonträger hat schwer zu tragen.

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Marathonmann - Die Angst sitzt neben Dir

und ist für mehr als auf einen Kaffee gekommen. (9/12)

Die Angst sitzt neben dir. - eher verschiedene Ängste, denn mit dem neuen Album gilt, da ist für jeden was dabei. Genial ist die Abstimmung von Musik und Text. Die Melodien sind so stark, dass sie die schweren Worte und manchmal verschwaschenen Bilder gut aushalten und präsentieren können. Die Worte nehmen einen schnell ein.

"Wir gehen weiter und weiter und weiter, wollen nur einmal das Meer sehen. Wo ist der Traum vom träumen geblieben... Alles was du weißt war Lust und Trauer." Schachmatt ist deutlich das stärkste Lied auf dem Album. Mit der unendlichen Kraft die im Brüllen von Michi liegen. Außerdem ist das Lied absolut nicht vorhersehbar und durch den Überraschungseffekt der einzelnen Abschnitte und Worte muss man einfach zuhören und will es augenblicklich wieder und wieder hören. "Das sind die Regeln, stehen auf einem Blatt, König schlägt Bauer, jetzt heißts Schachmatt... Ist das Schicksal oder nur ein Versehen, dieses Schema kann keiner verstehen."

Flashback die erste Auskopplung des Albums spielt zu Beginn des Tracks mit den Gitarrenklängen und lässt mit einem Schmunzeln den Falshback noch etwas genauer erkennen. Doch mit Zielen wie "Einmal noch die Wahrheit meiden, einmal noch in Lügen leiden. Schmerzen tun nicht weh, wenn sie ein anderer hat." wird deutlich was Gitarrist Leo in gute Worte fasst: „Das Thema Angst ist so groß und weit. Was dem einen nebensächlich erscheint, ist für den Nächsten kaum aussprechbar."

Nie genug ist der typische Song mit den Worthülsen der typischen Anfang 20er:"Wir haben nie genug, wir haben nie genug, wir haben nie genug. Wir wollen fliegen, doch nicht fallen... und nie vergessen und bessere menscchen werden, wollen Kind sein und wollen uns erwachsen fühlen. Wollen unsere Träume stehts verfolgen..." Doch der Song scheint die einzige entgleisung zu sein. Denn gefolgt von Alles wird gut, Alice sei es ihnen schnell verziehen. Das kraftvolle Lied brüllt einem in die Erinnerung.

Die Angst sitzt neben dir zeigt, wenn man sich darauf einlässt also auch eigene unangenhme Seiten und damit auch, wie viel Marathonmann in dieser Scheibe stecken kann. "Wir haben das alles erst mal nur für uns gemacht, um Dinge zu verarbeiten. Unsere Emotionen und Gedanken, aber auch unsere eigenen Ängste. Es hat uns geholfen und so muss Musik funktionieren." beschreibt Schlagzeuger Jo.

Verlusstangst ist in Die Bahn das zentrale Thema. Es wird sehr sehr Bildhaft eine Geschichte erzählt mit dem Abschiedsmotiv des Bahnhofs. Das jedoch vorsichtig benutzt wird und dadurch ein unangenehmes Gefühl in die Magengegend setzt. "Und die Türen gehen auf, du steigst in dein neues Glück, als die Stimme auf mich schlägt. Bitte blieben Sie zurück" Dem ein oder anderen mag es zu viel Melancholie sein. 

Tausende Augen kommt in einem choralischen Gewand, dass man musikalisch mögen muss. Es gibt eine andere Note klingt aber auch ein bisschen danach, als hätte man auf einem E-Piano mit den Sounds rumgespielt. Vielleicht ist es aber auch ein Postrockelement (worauf die Gitarre vor allem zu Ende hin hindeutet), welches einfach aus dem Rahmen des Albums fällt.

"Das was dich zu zusammenhält, das was dich am Leben hält ist die Angst vor der Angst. Alles was dich menschlich macht ist glücklich und wie man lacht, alles was dich bei Sinnen hält ist die Angst vor der Angst." Stigmata könnte gut als Öffner oder Abschluss für das Album dienen, da es sehr viel zusammenholt und wieder ordnet.

Klar wird, dass bei diesem Album die Musik das tragende Element für den großen Akteur: dem Text. Das es wirklich aufeinander abgestimmt einhergeht fällt einem erst nach etwas Spielzeit auf.

Marathonmann öffnen sich mit ihrem vierten Album etwas mehr und schaffen es, dass bei mindestens einem Song dem Hörer die Tränen in die Augen schießen.

Durch die Emotionale Ebene lässt sich aber auch leichter differenzieren, welche Songs, vor allem dank ihrem Text direkt ins Mark gehen und welche vielleicht eine zweite oder dritte Chance brauchen.

Anspieltipp:




Albumcover: Marathonmann - Die Angst sitzt neben Dir

 Tracklist:

  1. Totgeglaubt: 7
  2. Flashback: 10
  3. Nie genug: 4
  4. Alles wird gut, Alice: 10
  5. Die Vergessenen: 7
  6. Die Bahn: 11
  7. Schachmatt: 12
  8. 22 Meter Sicherheitsabstand: 7
  9. Stigmata: 8
  10. Tausende Augen: 5
  11. Hobbs End: 9
  12. Am Ende nichts: 9

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