Musikmanie
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So mancher Tonträger hat schwer zu tragen.

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Sperling - Zweifel

Welch schöne Worte es doch für dunkle Gefühle gibt (9/12)

Casper und Fjort haben ein musikalisches Kind namens Sperling. Das Debütalbum Zweifel ist einfach ein Brett. Mit Textpassagen, die sich im Kopf einbrennen und in einer Taktart kommen, wie man sie von Benjamin Griffey gewohnt ist überrascht das Album. Die Single Bleib ist ein Aushängeschild für einen ersten Eindruck.
"Du hast doch mich, ich hab nur uns, wenn du gehen musst, dreh dich noch ein letztes Mal um, aber bitte schau jetzt nicht weg. Trotze dem Stolz,  ein Klopfen auf Holz, bleibt nur ein viel Glück und ein pass auf dich auf."  Textlich bleibt dieses offene Szenario im Sinn. Während man das Gefühl aufsaugt und
Wenn man kurz denkt man hat den Sound von Sperling im Ohr kommen überraschend Streicher Nuancen daher und brechen das robuste auf. Im ersten Moment wirkt es sehr gegensätzlich, wenn in Still die Passage einsetzt. Doch eigentlich wird nur deutlich, wie emotional die Musik ist. Im ersten Moment schreibt man es eher den starken Texten zu.

Sperling spielen mit den Details. Während man die Band zunächst als Laut warnimmt, was definitiv auch mit der Art des Gesanges/Raps von Sänger Jojo liegt. Der Titel des Albums Zweifel passt zum Grundsetting des Debüts. Die Lieder tragen alle etwas schweres in sich und trotzdem gelingt es Ihnen das so leicht in Worte zu legen. Sei es das Lied Toter Winkel, von dem eigentlich nahezu der ganze Text hier zitiert gehört und man es doch mit der (Achtung Spoiler) mit der letzten Zeile sagen kann: "Man ist viel leichter zufrieden, wenn man nicht zu viel Erwartet"

Nach den ersten Liedern nimmt man Sperlin als laute Band war. Mit Mond und Schlaflied beweisen sie das Gegenteil. Gefühlt knüpft es textlich an Bleib an und erzählen diese schmerzliche Geschichte weiter. "Hoffen das die Dämmerung beginnt, bevor noch irgendwas zu sagen ist, doch ich sage nichts, Schweigen ist zu laut, brauchen beide unsre Zeit und deine Zeit hebt meine auf. Ziehen Wolken auf, haben wir einen Grund uns zu verstecken doch ich hab keine Strahlen um durchzubrechen. Denn ich bin der Mond, ich kann nur scheinen, wenn du strahlst, ich leuchte nur im Dunkeln nie am Tag und ich warte auf die Nacht." In der Ruhe behalten die Worte tortzdem ihre Kraft. Auch wenn man sich schon an die laute Stärke gewöhnt hat sorgt dieser Eindruck für Abwechslung, außerdem wird wieder mit den akustischen Details im Klang gespielt, das lässt es sehr modern wirken.
Und wenn man denkt Sperling hat einen sehr puren Sound, kickt das letzte Lied richtig rein. Schlaflied ist ganz einfach gehalten, hat einen kurzen Annenmaykantereit-Moment. Doch dann sorft die Gitarre dafür, dass man lächelnd dem Sound lauscht. Während Zweifel bis hier hin, emotional eher schwer ist, kommt hier die Leichtigkeit des Augenblicks dazu. Neben ein und ausatmen hört man auch die Liebe in diesen Zeilen. "Vergiss kurz die Suche nach dem Lebenssinn... und dein Herz hört auf zu rasen, deine Augen werden schwer, dein Kreislauf wird müde und verlangsamt deinen Atem. Aber du weißt doch, dass ich da bin." Die Echtheit die Ihnen bei den tiefen Liedern gelingt können sie auch in die andere Richtung umkehren und damit fast etwas schönes in sehr erdrückenden Momenten einfangen.
Fuchur dagegen, muss man mögen, das Vogelmotiv, natürlich zum Bandnamen ausgezeichnet passend - gibt seeeehr viele Wortspiele her, die irgendwie auch passen, aber in dieser Häufung einfach sehr da sind. Damit reiht es sich neben Still in einem der eher schwächeren Songs auf Zweifel ein. Jedoch auch nur, weil die anderen Lieder einfach mehr glänzen und herausstechen, ausgestaltet, aber nicht überladen klingen.
Sonst schaffen Sperling es, dass alles was eigentlich weh tut, ein bisschen weniger weh tut, oder zumindest aufgefangen wird und ein bisschen das Gefühl bekommt genau so okay zu sein.
Das der Caspervergleich wirklich passend ist, wird spätestens (aber dann hat man schon echt taube Ohren, oder nicht auf die wundervollen Texte gehört) mit Relikt klar. Der Song enthält neben den, inzwischen bekannten Streichern eine pure Rapstelle und betont somit die Mischung des Sounds, indem die Einzelteile betont werden. 
Der zweite Vergleich, zu Fjort wir immer wieder deutlich, vor allem die Dynamiken, und die Düsternis erkennt man darin immer wieder. Laut ist eines der Aushängeschilder. Aber keineswegs sollte man dies als Kopie des Sounds betrachten, da durch Einflüsse wie Wiederholungen von kurzen Melodielinien im Hintergrund oder das fast schmerzhafte Ziepen eines Streichers. "Doch es geht oft nicht weiter, wenn man Fortschritt erzwingt und vielleicht ist nicht jeder zu Großem bestimmt, vielleicht gibts die Einen die Klein sind und froh damit sind, schwer zu sagen von welcher Sorte ich bin, hab das Gefühl alle komm weiter als ich und reißen mich mit, schwer das System zu hassen, wenn man ein Teil davon ist."

Man weiß nicht, ob das schönste an Zweifel die Worte sind, oder die starke Musik die sie trägt. Sperling haben eine Mischung geschaffen, die viel Tiefe und Raum gibt für viele Momente und Gefühle im Leben die man hat, aber vielleicht nicht immer haben kann. Eine schöne Bildsprache, die manchmal etwas ausartet ist Profil der Worte, und präsente, starke und mindestens ebenso emotionale Musik prägen den Sound der jungen Band und machen Lust auf das was noch kommen wird.


Anspieltipp:




Albumcover: Sperling - Zweifel

 Tracklist:

1) Alltagsfliege: 10
2) Bleib: 12
3) Stille: 6
4) Toter Winkel: 11
5) Baumhaus: 10
6) Fuchur: 4
7) Relikt: 8
8) Laut: 10
9) Mond:10
10) Tanz: 7
11) Zweifel: 8
12) Schlaflied: 10

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